„Sumi“ (japanisch) bedeutet schwarze Tusche und „e“ bedeutet Bild. Sumi-e ist eine Maltechnik, die in China entstand.
Was die Technik der Tuschmalerei auszeichnet und dieser einen besonderen Platz in der Kunstgeschichte verleiht, ist sicherlich die subtile Schönheit der Linien, die immer von einem Lebensatem erfüllt zu sein scheinen. Dieser durchströmt alle belebten und unbelebten Wesen.
Die chinesische Malerei vermittelt ein schwindelerregendes Gefühl: Man stürzt immer sehr schnell ins Leere. Es gibt keinen Weg zurück.
Hier werden Konzentration, Präzision und Geschwindigkeit gefordert. Ich glaube, dass mein Geist von derselben Spannung erfüllt ist, die die Muskeln eines Sportlers vor dem Start eines Rennens durchdringt. Die Anspannung ist da, deutlich spürbar, der Pinsel wird sorgfältig mit Tinte gefüllt, bereit für den ersten schwarzen Strich, der die Leere zerreißen wird. Nach der Fertigstellung eines Werkes empfinde ich dann eine Erfülltheit, die wahrscheinlich der des Sportlers nach dem Wettkampf ähnelt.
Die Idee für die Komposition entsteht immer schon lange vorher. Angesichts des noch unberührten Papiers stehen die Striche, ihr Platz, ihre Dicke und ihre Intensität der Schwärze bereits in meinem Gedächtnis fest. Vor dem Malen habe ich zwar ein mulmiges Gefühl, aber der Wunsch, sich in diese Leere zu stürzen, dominiert. Also zeichne ich die Striche ein letztes Mal im Kopf nach.
Beim Malen richtet sich dann die ganze Aufmerksamkeit auf den Moment, in dem der mit Tinte gefüllte Pinsel auf das Papier trifft. Diese innere Anspannung rührt daher, dass Tusche nicht radierbar ist und der einmal gezogene Strich nicht mehr korrigiert werden kann. Die Bewegung des Strichs wird verinnerlicht, aber während des Malens gibt es kein Nachdenken mehr.
Der Verstand muss vor dem Herzen zurücktreten.